Vor 150 Jahren, am 15. September 1873, wurde in Berlin Otto Wels geboren. Die mutigen Worte, die der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Otto Wels, am 23. März 1933 an das bereits von Kommunisten „gesäuberte“ und vom Terror der Nationalsozialisten eingeschüchterte Restplenum des Reichstags richtete, gelten als letzte freie Rede vor dem Reichstag.
Abgeordneter des Reichstags war Otto Wels bereits seit 1912, seit 1919 Parteivorsitzender der SPD. Sein Versuch, die Weimarer Reichsverfassung, an deren Entwurf er 1919-1920 als Mitglied der Weimarer Nationalversammlung mitgearbeitet hatte, zu retten, misslang.
Das Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich vom 24. März 1933, besser bekannt als das „Ermächtigungsgesetz“, trat in Kraft, und der NS-Terror in Deutschland nahm seinen weiteren Lauf. Das Gesetz, das die Gewaltenteilung aufhob und der Reichsregierung umfassende Handlungsvollmacht verlieh, wurde 1937 und 1939 durch den Reichstag, 1943 durch einen Erlass Adolf Hitlers verlängert.
In ihren Beratungen über die innenpolitische Situation und die Lage der Partei am 14. März 1933 hatte die SPD bereits eine düstere Bilanz ziehen müssen: Viele Sozialdemokraten waren in Haft; Gewerkschaftshäuser und Parteibüros geschlossen. Wels appellierte an seine Genossen: „Wir sollten uns aber nicht für tot erklären, ehe wir tot sind.“
Als am 22. Juni 1933 das Verbot der SPD als „volks- und staatsfeindliche Organisation“ erfolgte, hatte Wels Berlin bereits verlassen. Über das Saargebiet emigrierte er nach Prag, um von dort aus die Partei zu führen, die fortan in der Illegalität wirken musste. Nach dem Münchner Abkommen wich der Vorstand der Exil-SPD, der Sopade, nach Paris aus. Dort starb Wels am 16. September 1939.
Deutschlandfunk Audiobeitrag 5'